Sehr früh am Morgen geht es los. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir den Startpunkt des Tongariro Alpine Crossing - einer 19,4 km langen Wanderung quer durch Vulkangebiet, welches auch als Mordor aus dem Film Herr der Ringe bekannt wurde. Wir haben entgegen aller Befürchtungen mal wieder Glück: häufig sieht man nicht viel auf dem Trek wegen schlechten Wetters. Entweder verhindert Nebel einen vernünftigen Ausblick oder Regen macht den sandigen Boden matschig und damit die Wanderung zur Rutschpartie. Grund dafür ist die Tatsache, dass diese Berge hier die erste Erhebung darstellen, an denen die Regenwolken, aus dem Osten kommend, ihr Wasser verlieren.
Es ist noch etwas kühl am Morgen, die Gräser um uns herum taufrisch. Wir gehen davon aus, dass uns schnell warm wird: der Weg führt uns ca. 20 km von 1.200 m auf ca. 2.000 m Höhe. Der Weg kommt am Anfang noch recht beschaulich daher: wir wandern einen kleinen Holzweg am Fuße des Massivs entlang und freuen uns erst einmal über den Anblick der Umgegend: direkt vor uns der Ngauruhoe, ein perfekt geformter, grau brauner Vulkan, dem man direkt ansieht, dass er jeden Moment ausbrechen könnte. Im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Ruapehu, eines weiteren, noch größeren und stärkeren Vulkans. Man nimmt allerdings an, dass die beiden Vulkane - gemeinsam mit dem Tongariro - entweder eine gemeinsame vulkanische Grundlage haben oder zumindest miteinander interagieren.
Ein paar Worte zum Vulkanismus an dieser Stelle. Neuseeland liegt mitten auf dem so genannten Pazifischen Feuerring, eines weit ausgedehnten Vulkansystems rund um den Pazifik: die pazifische Platte schiebt sich unter die jeweiligen Kontinentalplatten, dadurch schmilzt das Gestein in den unteren Bereichen und kommt durch Risse im Erdmantel wieder nach oben als glühendheiße Magma. Diese Magma sammelt sich in einer Kammer, und wenn der Druck zu groß wird, tritt sie mehr oder weniger explosiv an die Erdoberfläche.
Das komplette Gebiet ist ein Nationalpark, einer der ersten weltweit und der erste in Neuseeland. Die Maori haben das Areal an die neuseeländische Regierung übergeben mit dem Auftrag, es zu schützen, da es für die hochheilig ist.
Der Anstieg wird von Minute zu Minute steiler und anstrengender, aber auch die Aussicht wird immer besser. Kurz vor der Mittagszeit erreichen wir dann nach drei heftigen und steilen Anstiegen auch den höchsten Punkt unseres Weges: direkt auf einem Kraterrand sehen wir rechts in den roten Krater hinein, vor und unter uns liegend strahlend türkise Kraterseen, teilweise umringt von Quellen aufsteigenden Dampfes - Zeichen für nach wie vor anhaltende vulkanische Aktivität hier. Ein Traumblick, der jede Anstrengung Wert ist.
Wir haben zwar den Anstieg gemeistert, aber erst ein Drittel der Strecke hinter uns. Ab jetzt geht es einen langen und gewundenen Fußweg bergab. Wer sich mit Wandern auskennt weiß, dass ein Abstieg ähnlich anstrengend sein kann wir der Anstieg, v.a. für die Knie. Wir schauen nun in Richtung Norden und sehen, wie sich der Lake Taupo in Richtung Horizont erstreckt, dahinter eine Bergkette, dahinter der wieder blauer Himmel mit einigen weißen Wolken. Ein erhabener Anblick, komplettiert von bunten Bergblumen und Sträuchern, Moosen. Nicht weit rechts von uns dampft es mächtig aus einigen Bergritzen, es riecht massiv nach faulen Eiern, Schwefelgeruch liegt in der Luft. Wir befinden uns mitten in einer Zone erhöhter vulkanischer Aktivität. Der nah gelegene Krater Te Mari ist im Jahr 2012 zwei mal ausgebrochen und hat sich noch nicht wirklich wieder beruhigt. Im Falle eines Ausbruchs muss man hier zusehen, dass man schnell weg kommt.
Die letzten drei Kilometer geht es durch urwaldähnliches Gestrüpp, die weiter oben noch zarten Bergbäche wachsen hier zu kleinen Flüssen heran. Als wir unser Ziel erreichen sind wir happy, den diesen wahnsinnstollen Trek gemacht, in einer der wildesten und schönsten Landschaften der Welt.
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mauhe (Donnerstag, 13 März 2014 19:11)
Echt stark und so schön menschenleer u bestimmt nur Natur Geräusche - i love it......