Fernweh

Fernweh
Die Straße nach irgendwo

 

Bleierne Schwere, innere Leere, chronische Unlust, unerklärliche Unzufriedenheit.

 

Das sind für mich die typischen Fernweh-Symtome. Ausgelöst durch Sehnsucht. Sehnsucht nach "da draussen", nach irgendwo anders, nach etwas Neuem, nicht alltäglichem.

 

Wenn Du versucht "Fernweh" ins Englische zu übersetzen findest Du "Travel bug", "Wanderlust" und "itchy feed". Für mich beschreiben diese Wörter mehr das Gefühl des Aufbruchs, das Kribbeln, die Unruhe. 

Das deutsche Wort Fernweh jedoch - es erfasst die Schwermut im Herzen, die Sehnsucht nach der Ferne. 

 

Warum leiden manche Menschen dauernd unter Fernweh? Und andere gar nicht?

 

Ich glaube, dass die Antwort unglaublich stark von persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen und Gefühlen geprägt ist. 

Wenn Du zum Beispiel irgendwo anders warst und etwas besonders erlebt hast, Neues gelernt hast und vor allem innerlich gewachsen bist, dann willst Du dieses Gefühl wieder haben. Du willst Dich erweitern, Deinen Blick schärfen und lernen, fühlen, erfahren. 

Manche Schatten, über die man springen kann, ergeben sich eben nur außerhalb des Alltags, des Gewohnten.

Es kann aber auch sein, dass Du "da draussen" plötzlich einfach viel mutiger und freier bist, weil Dich eben nicht jeder kennt.

Weil Du keine Vergangenheit und keine Vorurteile mit Dir herumtragen musst. 

 

 

Bei mir wurden die Anlagen fürs Fernweh schon sehr früh geweckt. Wir fuhren fast jede Ferien mit dem Auto weg. Im kleinen Ford Fiesta - bis nach Griechenland oder Portugal. Während mein Vater zu Hause die Wochenenden so gut wie immer mit Migräne im Bett verbrachte, war in diesen Zeiten alles anders. Frei, unbeschwert und glücklich war er dann. Und deswegen war ich es dann auch...

 

Als ich mich vor einiger Zeit mit einer Kollegin unterhielt, konnte sie das Gefühl des Fernwehs nicht wirklich nachvollziehen. Schnell habe ich verstanden warum, denn unsere persönlichen Erlebnisse sind es, die unsere Gefühlswelt prägen. Sie war mit deutschen Wurzeln in einem Teil der UDSSR aufgewachsen und daher dort Teil einer Minderheit. Viele Jahre war es trotz verschiedener Versuche nicht möglich den dortigen Lebensumständen zu entkommen. Zum Glück geland es ihrer Familie dann doch und daher ist die Dankbarkeit und die Verwurzelung mit der selbstgewählten Heimat heute so groß.

Nachvollziehbar, oder?

 

Was hilft gegen Fernweh?

Reisen natürlich.

Aber was, wenn in nächster Zeit keine Reise möglich ist? Nun ja, ich strecke meine Vorbereitungen und Recherchen immer über einen langen Zeitraum. So bleibt immer ein wenig Vorfreude an trüben Tagen. Rausgehen soll auch helfen. Habe ich gehört. Etwas in der Heimat erleben, Filme sehen, Freunde treffen, Diavorträge besuchen, Bildbände anschauen...

 

Oder Du beschließt das Gefühle des Fernwehs zuzulassen. Die Schwermut zu durchleben.

Weil sie Dich darüber nachdenken lässt, was Dir wichtig ist, was Dich glücklich macht und wohin Dein Weg Dich noch führen wird. Und weil der Sonnenschein nach einem Gewitter noch viel leuchtender und klarer ist... und am besten noch einen Regenbogen mitbringt. Und so wirst Du noch viel dankbarer und offener auf die nächste Reise gehen. Und die Erlebnisse und Erfahrungen hüten wie einen kostbaren Schatz. 

 

PS: Solltest Du den Topf voll Gold am Ende des Regenbogens finden, würde ich mich wahnsinnige über eine Postkarte von dort freuen...

 

Nachtrag: Auf ihrem wunderbaren Blog Travelographie (ich liebe dieses Wortspiel) fragen Carina und Christian "Was bedeutet Reisen für Dich?".

Meine Antwort hierzu ist zwar schon älter, aber für mich immer noch aktuell. Aber da sie sich Fernweh-Bilder dazu gewünscht haben, wurde der Artikel zumindest ein bisschen "aufgepimt" ;-).

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Kommentare: 9
  • #1

    Maik (Mittwoch, 28 Mai 2014 11:23)

    Fernweh ist auch wirklich nicht jedermanns Gefühl :)
    Ich liebe es zu reisen und vorallem zu klettern und wenn ich dann mal wieder 2 Wochen am Stück kaum ausgeschlafen habe, ein paar Überstunden gemacht habe und die Stadt mir zu viel wird bekomme ich auch leichte Anfälle von Fernweh.
    Einfach die Sporttasche packen und losgehen, ja genau so würd ich das gern machen.
    Nur leider bin ich niemand der so spontan ist ohne Angst vor den Folgen zu haben ;)


    Grüße Maik

  • #2

    findsomebeautifulplaces (Mittwoch, 11 Juni 2014 22:14)

    Hey Maik,
    ja, das mit dem "raus aus der Stadt" kann ich gut verstehen. Manchmal will man einfach durchatmen und den Kopf freibekommen...
    Viele Grüße
    Tabitha

  • #3

    Hitch-Hikers Handbook (Samstag, 28 Juni 2014 17:10)

    Wow, what an amazing photo!! If you guys like photography, we would like to invite you to participate in the next edition of our Travel Photography Competition. Every week we publish 3 winning shots on our website and write a nice bio with a link to the photographers' websites/FB/G+/Flickr pages etc.
    Find more details here: http://hitchhikershandbook.com/your-contributions/travel-photography/
    Have a lovely weekend!

  • #4

    Christian (Montag, 28 Dezember 2015 13:18)

    Hallo Tabitha,

    vielen Dank erstmal für deine Beitrag zu unserer Blogparade. Fernweh ist irgendwie etwas komisches. Mein Verlangen nach Reisen und Fotografieren ist riesig. Ich gucke mir Bilder, wie deine tollen Aufnahmen an und schwelge im Fernweh. Ich würde am liebsten direkt in den nächsten Flieger steigen und in die Ferne reisen. Aber viel zu oft wird man dann wieder von der Realität eingeholt und ausgebremst ^^

    Ich glaube auch, Fernweh ist von den individuellen Lebenserfahrungen abhängig. Während ich früher schon am liebsten mit dem Mofa die Alpen überquert hätte, waren die Jungs in meinem Freundeskreis immer glücklich über ihre regionale Verbundenheit. Das "Ausbrechen-wollen" habe ich bis heute beibehalten. Zum Glück kann ich es mittlerweile auch besser in die Tat umsetzen :D

    Liebe Grüße
    Christian

  • #5

    ClaoWue (Freitag, 08 Januar 2016 19:42)

    Schöne Gedanken zum Thema und wunderbare Bilder!

    Beim Lesen dachte ich: "Und wenn das Fernweh schon während der Reise wieder beginnt?!"
    Am Ende einer Reise habe ich schon wieder die Sehnsucht nach neuen Zielen. Doch erst heißt es nach Hause fahren. Die Bilder sortieren, Slideshows erstellen - und die nächste Reise planen. Das mildert die "Symptome" erheblich. Urlaub mit Kollegen absprechen und dann... dann gehts endlich wieder los! :-D

  • #6

    Tabitha (Sonntag, 10 Januar 2016 18:34)

    @Christian: Ja, das mit dem am liebsten "sofort los" kenne ich nur zu gut. Das "Weh" kommt dann, wenn es grad überhaupt nicht realisierbar ist;-)

    @ClaoWue: Mit dem Planen kann man sich wirklich ganz wunderbar beschäftigen. Und am Besten nach der Reise schon das nächste Ziel im Blick haben. Meine Wunschliste reicht aktuell für die nächsten zehn Jahre...

  • #7

    Marco (Samstag, 06 Februar 2016 21:21)

    Sind die Bilder alle von dir aufgenommen?

    Dann hast du doch schon so einiges von dieser Erde gesehen.

  • #8

    Anke (Sonntag, 07 Februar 2016 12:28)

    Da ist es wieder, das Gefühl "hier ist gerade alles grau, ich will los da raus in die Welt." Ausgelöst durch eure tollen Bilder. Genau das lässt bei mir Fernweh aufkommen. Zu sehen wie schön die Welt ist. Gepaart mit dem Wissen nicht alles sehen zu können wächst der Drang loszuziehen. Einfach jeden Moment auskosten!

    Als Kind kannte ich Heimweh, heute nicht mehr. Auf dem Weg nach Hause schmiede ich heute schon Pläne fürs die nächste Reise.

  • #9

    Tabitha (Sonntag, 07 Februar 2016 13:23)

    @Marco: Alle selbstgemacht ;-) Und wie es das Fernweh so will: Noch lange nicht genug gesehen...

    @Anke: Die Planung für die nächste Reise ist tatsächlich eins der besten Heilmittel, da hast Du Recht! Ich wünsche Dir noch einen grauen Sonntag voller Inspiration und Aufbruchgedanken (geht mir grad genauso)!!!